Baudolino - Umberto Eco

Die fantastische Lebensgeschichte des Baudolino erzählt Umberto Eco - bzw. er lässt sie erzählen - aus zwei Perspektiven. Im "Hier und Jetzt" des vierten Kreuzzugs im zerstörten Konstantinopel und als unterhaltsamer Rückblick durch Baudolino selbst, gerichtet an Niketas Choniates, dem er zuvor das Leben gerettet hat.

Die im wahrsten Sinne unglaubliche Geschichte vermischt wahre Begebenheiten bekannter geschichtlicher Ereignisse mit Sagen und Legenden der Zeit, die Baudolino in weiten Teilen als Adoptivsohn an der Seite des Kaisers Friedrich Barbarossa nicht nur erlebt, sondern maßgeblich beeinflusst. So erfährt der Leser z. B. vom "wahren" Ursprung der Legende um den heiligen Gral und auch wie sich diese über die lange Zeit hinweg halten konnte. Auch dem Tode Friedrichs kommt eine besondere Bedeutung zu.

Umberto Eco erzählt ausschweifend, detailreich. Im Mittelteil, wo die zwölf Magier auf dem Weg zum Reich des Priesters Johannes auf Sagengestalten und andere fantastische Naturerscheinungen treffen, können wahrscheinlich nur noch wahre Liebhaber fantastischer Welten mit Genuss folgen.

Vorkenntnisse in der Geschichte der erzählten Zeit helfen, die Finesse der gewobenen Zusammenhänge mit der Hauptfigur Baudolino wertzuschätzen. Ohne diese wird wahrscheinlich nicht nur der fantastische Teil der Geschichte zur Durststrecke.